Kapitel 9 aus tschicks sicht
An meinem ersten Tag in der Schule habe ich gleich gemerkt, dass mich keiner mag. Sie hielten mich dort alle für irgendeinen Russen-Asi. Der Lehrer schleppte mich in die Klasse. Der Typ meinte er wäre hier der Chef. Er hat sich so richtig autoritär gefühlt. Als ich in die Klasse kam haben mich erst einmal alle dumm angeguckt, meine Klamotten waren anscheinend nicht gut genug für diese Schnösel. Dann versuchte der Lehrer meinen Namen auszusprechen. Da hätte er es auch gleich lassen können!!! Der hat es einfach nicht auf die Reihe gekriegt. Dann wollte er, dass ich der Klasse irgendwas von mir erzähle. So wo ich herkam, was von meiner Familie und den ganzen Kram. Das ging doch da keinen was an!!! Ich sagte ihm:"Nein." Dann meinte er, etwas über mich erzählen zu müssen. Als ob der irgendeine Ahnung über mich hätte. Er fragte, ob ich auch nichts dagegen hätte. Nein hatte ich nicht:"Beginnen Sie." Das fanden die alle da komisch, warum auch immer. Dann erzählte er irgendwas davon, dass ich aus den "russischen Weiten" käme und seit vier Jahren mit meinem Bruder in Deutschland wäre. Er fragte mich, ob ich das nicht erzählen möchte. "Nein. Nein im Sinne von ich möchte es nicht erzählen." Das fanden wieder alle komisch. Dann meinte er, er würde es dann halt erzählen und meine Geschichte wäre ungewöhnlich. Was für ein Schwachsinn. "Nein." Dann bestand er noch einmal darauf, dass meine Geschichte ungewöhnlich wäre. Dann erzählte er, dass ich von der Förderschule, über die Hauptschule, über die Realschule und dann aufs Gymnasium gekommen bin. Und das nur in vier Jahren. Er fragte mich ob das richtig sei. "90 Prozent." Dann musste ich mich in die letzte Reihe setzen. Kein Problem. Dann waren alle von mir verwundert, vielleicht weil ich ein bisschen angetrunken war. Irgendwie war eine Spannung in der Luft. Aber die nächsten Tage passierte nichts. Wenn Lehrer mich etwas fragten sagte ich immer nur ja, nein oder ich weiß nicht. Die anderen redeten über mich und diskutierten wo ich genau herkam, oder wo ich wohnte. Die meinten, mein Bruder wär Waffenschieber oder Frauenhändler. Auf jeden Fall waren sich alle einig, dass ich von der Russenmafia wäre. Außerdem nannten mich jetzt alle Tschick. Auf dem Parkplatz machten mich immer alle dumm an, nur weil ich manchmal besoffen war. Irgendwann hatte es mir dann mal gereicht. Ich sagte einem von denen, dass er jetzt die Fresse halten soll, ich habe ihm irgendwas von der Russenmafia erzählt, so ein Trottel. Auf jeden Fall haben sie mich dann in Ruhe gelassen.